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Die Viehwaage

Die Viehwaage in Drüber

Die Viehwaage in Drüber wurde am Samstag, den 22.6.1996, nach erfolgreicher Restaurierung der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Stadtgebiet von Einbeck und auch im weiteren Umland ist nirgends ein solches Kulturdenkmal zu sehen. Dieses war Grund genug für den Vorsitzenden des Heimatvereins Leinetal, Albert Behrens, den Ortsheimatpfleger aus Drüber, Wilfried Heering, und den Bürgermeister für die Ortschaften Drüber und Sülbeck, Rolf Metje, sich für den Erhalt dieses kleinen Häuschens einzusetzen. Die Nachbarn um diese Waage herum hatten sich schon für den Abriss des Gebäudes entschieden, da bis zu diesem Zeitpunkt keiner für die Viehwaage zuständig war und für den Erhalt sorgte. Außerdem musste man bekennen, dass die Waage nicht mehr zeitgemäß und kein Nutzer mehr da war.

Die Viehwaage wurde früher von den bäuerlichen Betrieben genutzt, um Schweine und  besonders Rindvieh vor dem Verkauf  zu wiegen. Um die Richtigkeit des Waage-Vorganges zu bescheinigen, fungierte ein vereidigter Landwirt namens August Behrens sen. 

Im Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Einbeck (Stand: August 1997) wird für den Ortsteil Drüber die Viehwaage als Baudenkmal erwähnt. Als wesentliche schutzbegründete Bedeutung wird erwähnt: Volks- und Heimatkunde.

 

 

Geschichte der Viehwaage

Es ist zu vermuten, dass die Waage mit dem Häuschen um 1900 errichtet wurde und zwar Anfangs mit einer Waage aus Holz. Die Eisenwaage, die heute zu sehen ist, wurde laut einem Zeitzeugen 1932 oder 1933 eingebaut. Diese Waage war nach damaligem Stand eine ganz moderne, da diese schon zum Abstempeln war. Nach Aussage dieses Zeitzeugen war Karl Sehlen früher verantwortlich für die Waage. Dieser hat vermutlich die Waage mit erbaut. Vielleicht erklärt sich auch von da her der Anbau des Waage-Häuschens an das Grundstück bzw. die Scheune Sehlen. Die Landwirte Friedrich Hesse und Ernst Hesse hatten damals schon eine eigene Waage. Die anderen Landwirte brauchten also eine Waage, um ihr Vieh beim Verkauf wiegen zu lassen. Es wurde auch ein Waagemeister benötigt. Damit ist die Person gemeint, die den eigentlichen Wiegevorgang vollzog. Dieses war der sogenannte „Onkel Behrens“, der Vater von August und Albert Behrens. Er war also der Vertrauensmann, der das beim Wiegen festgestellte Gewicht durch Unterschrift bestätigte. „Onkel Behrens“ erzählte selber früher auf platt „eck sinn vereidiget“ - ich bin vereidigt. Dieser „Onkel Behrens“, auch mit Vornamen August, war im Jahre 1903 geboren und im Mai 1977 verstorben. Er hatte eine Waage-Kasse an der jeder, der Vieh wiegen wollte, dafür bezahlen musste. Die Eichungen der Waage vom Eichamt mussten ja bezahlt werden. Somit musste August Behrens sen. über Einnahmen und Ausgaben Buch führen. Auch fremde Landwirte aus den umliegenden Dörfern oder auch Viehhändler, wie z.B. der Viehhändler Rekel aus Salzderhelden, haben hier auf dieser Waage ihr Vieh gewogen.

Das Waagehäuschen hat auf dem Dorfplatz einen guten Platz. Beim Wiegen wurde die Hofeinfahrt Behrens sicherlich kurzzeitig blockiert. Abgesehen davon war man aber hier auf dem Platz ungestört. Die Tiere wurden von der oberen, Sehlens Seite, auf die Waage geführt. Auf der unteren Seite, Behrens Hof, konnte der Viehwagen gleich vor die Waage gestellt und das Vieh zum Abtransport verladen werden. Hier ist eine Stufe zu erkennen. Durch das Auflegen der Ladeklappe des Viehanhängers auf diese Stufe war es problemloser die Tiere auf den Viehwagen zu bekommen.

Beim Wiegen wurde die Klappe des Häuschens geöffnet, um Tageslicht in das Häuschen zu bekommen und um die Einstellungen der Waage besser ablesen zu können. Der Schlüssel für das Waage-Häuschen hing immer bei Behrens auf dem Flur. In den Jahren, als die Waage noch in Gebrauch war, trat auch mal ein Defekt auf beim Abstempeln des Gewichtes. Dieser Defekt wurde aber wieder behoben. Es wurde berichtet, dass auch mal das Dach schadhaft war. Ursprünglich war das Dach, wie heute wieder zu sehen, mit Dachziegeln gedeckt. Wo dann dieser Defekt auftrat, wurde das Dach umgedeckt und - wie vielen noch in Erinnerung -mit Wellblech belegt. Die Waage hat eine Tragkraft von 2000 kg und trägt die Geräte Nr.: 16 220. Die letzte Eichung dürfte 1977 gewesen sein. Der Eichstempel ist zwar abgekratzt, aber die Jahreszahl kann man noch erkennen.

 

Verfasser: Wilfried Heering